Wie in der Schweiz hat sich das US-Modell auch in Kanada gegen europäische Konkurrenten durchgesetzt. 88 Kampfjets für rund 14 Milliarden Franken sollen nun gekauft werden.
Der US-Kampfjet F-35 von Lockheed Martin oder doch der Gripen-E vom schwedischen Hersteller Saab? Vor dieser Frage stand Kanada und hat sich nun für das gleiche Modell wie der Bundesrat entschieden: 88 der F-35-Kampfjets sollen für 19 Milliarden kanadische Dollar (rund 14,15 Milliarden Franken) gekauft werden. Die kanadische Luftwaffe will damit veraltete F/A-18-Flugzeuge ersetzen.
Zum Vergleich: Die Schweiz hat 36 Jets für 6,03 Milliarden Franken bestellt, der Preis pro Maschine ist somit sehr ähnlich – 161 Millionen Franken für Kanada mit der grösseren Bestellung, 167 Millionen Franken für die Schweiz.
Die Entscheidung für die F-35 war in Kanada vielerorts erwartet worden, da sämtliche Kampfjets in den letzten Jahrzehnten vom Nachbarn stammten. Eine Zusammenarbeit mit Schweden wäre ein Novum gewesen und hätte die USA wohl ziemlich vor den Kopf gestossen, wie Sicherheitsexpertinnen und -experten sagen.
Politskandal nach letztem F-35-Entscheid
Zuvor stand auch die Boeing F/A-18E/F Super Hornet zur Auswahl, schied aber schon im Dezember 2021 aus dem Rennen. Davor scheiterten auch der Eurofighter Typhoon und die Dassault Rafale im Auswahlverfahren, das seit 2017 lief. Diese drei Typen verloren auch in der Schweiz das Auswahlverfahren gegen die F-35.
Die kanadische Regierung entschied sich eigentlich schon 2010 für den Kauf der F-35, allerdings löste dies eine grosse Kontroverse und einen regelrechten Politskandal aus. Andere Bewerber wurden gar nicht erwogen, und diese beschwerten sich daraufhin beim Parlament, welches den Kaufentscheid der Regierung schliesslich kippte. Die F-35 wurde damals als viel zu teuer betrachtet, und Premierminister Justin Trudeau sagte noch 2015, dass er die F-35 niemals kaufen werde. Inzwischen soll er seine Meinung aber geändert haben.
Dieses Mal gab es in Kanada ein ähnliches Beschaffungsverfahren wie in der Schweiz, mit anfänglich denselben fünf Typen. In der Endauswahl machten die Schweden ein Angebot, um den Gripen-E in Kanada zu produzieren.
Kanada ist allerdings bereits seit 1997 am Joint-Strike-Fighter-Programm beteiligt, aus welchem 2001 die F-35 hervorging. Dabei geht es auch um Möglichkeiten, im eigenen Land zu produzieren oder Teil der globalen Lieferkette zu werden. Wie dies genau geregelt wird, ist noch nicht klar, die Regierung muss nun die Detailverhandlungen mit Lockheed Martin führen. Kanada erhofft sich deren Abschluss noch dieses Jahr und die Lieferung der ersten Maschinen bereits 2025.
F-35 bereits in zehn Ländern Europas
Letztlich war der Entscheid für die F-35 auch ein Zeichen für einen verstärkten Zusammenhalt mit den Bündnispartnern Norad (Nordamerikanische Luftverteidigung) und Nato, wie die kanadische Verteidigungsministerin Anita Anand erklärte. «Die F-35 wird von unseren Partnern in Einsätzen rund um den Globus eingesetzt», sagte Anand. «Sie hat sich als ausgereiftes, fähiges und interoperables Flugzeug erwiesen, und deshalb gehen wir jetzt in die Abschlussphase dieser Beschaffung.»
Der US-Kampfjet scheint zudem das neue Lieblingsmodell des Westens zu sein. Nach der Schweiz haben sich beispielsweise auch Deutschland oder Finnland für die nordamerikanische Maschine und gegen europäische Konkurrenten entschieden. Mittlerweile finden sich zehn europäische Länder auf der F-35-Bestellliste, auch Belgien, Dänemark, Grossbritannien, Holland, Italien, Norwegen, Polen, Finnland und Deutschland gehören zu den Kunden von Lockheed Martin.