Die Konsequenz eines weiteren Nullentscheid bei der Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs

Replik auf den Leserbrief ««Die Konsequenzen tragen» von Roger E. Schärer, Stäfa in der Zürichsee Zeitung vom 17.01.2022 von Konrad Alder, Uerikon

 

Wir erinnern uns an den Spätsommer 2020. Da engagierte sich ein Roger E. Schärer, Oberst aD im Rahmen eines «Liberalen Aufrufs» gegen den vom Bundesrat im Rahmen von Air2030 beantragten Kredit von CHF 6 Mrd. für die Beschaffung eines längst überfälligen neuen Kampfflugzeugs als Ersatz für unsere technisch überholten F-18C/D.

Nun sitzt der gleiche Herr Oberst aD im Initiativkomitee «Gegen den F-35 (Stopp F-35)» der Armeeabschaffer GSoA, SP und Grüne Schweiz und will uns weismachen, dass man nicht gegen die Beschaffung eines Kampfflugzeugs sei, wenn es dann aus europäischer Fertigung stammen würde. Flugs wird auch noch der Kauf von 62 Rafale Jets durch die Vereinigten Arabische Emirate ins Spiel gebracht, ohne dabei auf die ganz besonderen Umstände dieser Beschaffung hinzuweisen. Die VAE, die seit Jahren eine konsequente Zweiflottenpolitik (USA/FRA) betreiben, wollen nämlich auch den F-35 akquirieren. Ein entsprechender Beschaffungsantrag für bis zu 50 Maschinen Ist Gegenstand einer zurzeit laufenden Prüfung durch die politischen Instanzen der USA.

Im Leserbrief von Roger E. Schärer unerwähnt bleibt auch, dass sich am 10. Dezember 2021 auch das neutrale Finnland für die Beschaffung von 64 F-35 entschieden hat. Und im Unterschied zur Schweiz machte ein Sprecher der finnischen Luftstreitkräfte Ilmavoimat auch Angaben über die Platzierungen im HX-Auswahlverfahren. Bei einem möglichen Punktetotal von 5 und einer geforderten 4 erreichte der F-35 4,47 gefolgt vom F-18E/F- und Gripen E-Angebot mit je 3,81. Die Wertungen der ebenfalls evaluierten Typen Rafale und Eurofighter wurden nicht bekanntgegeben. Hier darf ergänzend noch ausgeführt werden, dass Lockheed Martin bis heute alle Evaluationen an denen sie mit ihrem F-35 teilgenommen hat auf eine eindrückliche Art und Weise gewann. Mittlerweile haben weltweit 14 Staaten, darunter die europäischen Nationen Italien, die Niederlande, Belgien, Dänemark, Norwegen und Polen das Mehrzweckkampfflugzeug F-35 bestellt. Bereits sind über 750 Maschinen ausgeliefert und mit diesen akkumulierten die Nutzerstaaten mehr als 470’000 Flugstunden.

Unser auch im Ausland stark beachtetes und anerkanntes Auswahlverfahren hat – unabhängig von allen politischen Einflüssen und Pressionen – das für unser Land bestgeeignete Kampfflugzeug bestimmt. Dass sich der als klarer Sieger aus unserer Evaluation hervorgegangene F-35 auch gleichzeitig noch als der Kostengünstigste zeigte, erleichterte unserem Bundesrat seinen Typenentscheid, ja liess im praktisch keine andere Wahl. Denn welches Land beschafft ein leistungsmässig minderes Flugzeug zu einem beachtlich höheren Preis?

Völlig verfehlt und gelinde ausgedrückt unfair, sind die unsäglichen Vorwürfe von Roger E. Schärer an unsere VBS-Vorsteherin. Denn ausgerechnet Frau BR Amherd wies in all ihren öffentlichen Auftritten, Interviews und Artikel immer wieder daraufhin, dass im Rahmen unseres auf bekannten Kriterien basierenden Auswahlverfahrens politische Überlegungen nur dann eine Rolle spielen, wenn die Evaluation bei zwei an der Spitze liegenden Mitwettbewerbern ein +/- gleichwertiges Endresultat zeitigen würde.

Eine Annahme der uns bevorstehenden Eidg. Initiativabstimmung «Gegen den F-35 (Stopp F-35)» hat zur Konsequenz, dass wir unsere Luftwaffe als Einsatzmittel der 1. Stunde und Schutz unserer Bevölkerung gegen Bedrohungen aus der Luft irreversibel verlieren werden. Das gilt zeitlich nachgelagert wohl auch für unseren ganzen Sicherheitsverbund für Schutz, Rettung und Verteidigung”, womit GSoA, SP und Grüne Schweiz ihr erklärtes Ziel unsere Armee abzuschaffen endgültig erreicht hätten.