NZZ Interview von Bundesrätin Viola Amherd «natürlich halte ich am Armeechef Thomas Süssli fest».
Professor Shlomo Ben-Ami ist nicht nur ehemaliger Chefdiplomat, sondern aktuell auch der Vizepräsident des Toledo International Center for Peace, eine privatrechtlich organisierten Thinktanks spanischen Rechts.
Ins deutsche übersetzte Auszüge des Kommentars:
Um eine Wiederholung des Münchner Abkommens von 1938 zu vermeiden – als Frankreich und Großbritannien die Tschechoslowakei zwangen, Gebiete an Hitler abzutreten, und damit die Voraussetzungen für den Zweiten Weltkrieg schufen – muss Europa schnell handeln, um die Position der Ukraine auf dem Schlachtfeld und damit am Verhandlungstisch zu verbessern. Glücklicherweise wird es nicht so schwierig sein, die verlorene US-Finanzhilfe zu ersetzen, wie Trump uns glauben machen will: Bislang hat Europa die Kriegsanstrengungen der Ukraine in Dollar weit mehr unterstützt als die USA. Die Lücke bei den Waffen zu schließen, wäre jedoch weitaus schwieriger und auf kurze Sicht wahrscheinlich unmöglich.
Sobald ein Friedensabkommen zustande gekommen ist, muss Europa als Garant dafür fungieren – und das bedeutet, eine wirksame Abschreckung gegen russische Aggressionen zu gewährleisten. Ein glaubwürdiger nuklearer Schutzschirm ist unerlässlich. Aus diesem Grund hat Merz vorgeschlagen, die US-Atomsprengköpfe in Europa durch französische und britische Alternativen zu ersetzen. Es ist sogar die Rede davon, dass Deutschland selbst zu einer Atommacht wird.
Als die NATO 1999 in den Kosovo-Krieg eingriff, erklärte der damalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder, die Entsendung von Bodentruppen in ein Land, das einst von Hitlers Wehrmacht besetzt war, sei “undenkbar”. Heute, so scheint Merz zu erkennen, ist das Undenkbare notwendig geworden. Nur wenn Deutschland – und Europa als Ganzes – seine moralischen und politischen Hemmungen ablegt, kann es seine wichtigste Rolle weiterhin wahrnehmen: als globale Friedensmacht und Verteidiger demokratischer Prinzipien.